150 Baufachleute diskutierten in Ulm über nachhaltiges Bauen
Unter dem Motto „Das Bauen muss nachhaltiger werden“ fand am 2. Februar 2023 in der Messehalle Ulm der erste von insgesamt vier Mauerwerkstagen der süddeutschen Ziegelindustrie statt.
(tdx) Rund 150 Teilnehmer verfolgten die Auftaktveranstaltung der diesjährigen Mauerwerkstage am 2. Februar 2023 in der Messehalle Ulm. Nachhaltiges Bauen war zentrales Thema der Weiterbildungsveranstaltung für Bauingenieure, Architekten und Bauunternehmer. Im Mittelpunkt standen Fachvorträge von namhaften Experten zu den steigenden Anforderungen in der künftigen Baupraxis. „Die Relevanz nachhaltigen Bauens beherrscht die aktuelle Diskussion unserer Branche“, sagt Markus Wiest, Geschäftsführer des veranstaltenden Ziegelwerks Bellenberg. „Dieser Mauerwerkstag hat die verschiedenen Handlungs- und Sichtweisen unterschiedlicher Akteure gezeigt und allen Teilnehmern interessante Denkanstöße geboten“. Stolz ist Wiest vor allem auf die hohe fachliche Qualität und Neutralität.
Von der Energieeffizienz zur Nachhaltigkeit
Dipl.-Ing. Architekt Stefan Horschler, Inhaber des Büros für Bauphysik (Hannover), setzte sich mit der seit Jahresbeginn gültigen Änderungsnovelle zum Gebäudeenergiegesetz (GEG) auseinander. In unterschiedlichen Berechnungsbeispielen verglich er neue und alte Nachweisverfahren. Mit Blick auf die zum 1. März 2023 in Kraft tretende Förderung klimafreundlicher Neubauten (KFB) stellte er die derzeit gängigen Nachhaltigkeitsbewertungs-Systeme vor, die seiner Einschätzung nach in der praktischen Umsetzung „viel Verwaltungsaufwand mit zum Teil wenig Sinn“ für Planer bedeuten würden. Sein Apell galt daher der notwendigen Einführung eines „deutlich vereinfachten Bundesverfahrens“, was unter den Teilnehmern große Zustimmung fand. Im Anschluss widmete sich die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer Prof. AA Dipl. Lydia Haack im Rahmen eines Interviews der Notwendigkeit von einfacherem, schnellerem, preiswerterem und nachhaltigerem Bauen aus Architektensicht.
Graue Energie und Nutzungsdauer
Prof. Dr.-Ing. Andreas Holm, Dozent an der Hochschule für angewandte Wissenschaften und geschäftsführender Institutsleiter des FIW (München), beleuchtete in seinem Vortrag die Begrifflichkeit der Grauen Energie und deren Relevanz als wichtigem Kennwert für die ökologische Bewertung. Er verwies auf die nicht eindeutige Begriffsdefinition und verdeutlichte die noch aufwändige Bestimmung und wenig gegebene Vergleichbarkeit. Seiner Auffassung nach müsse „immer die Gesamtenergiebilanz über den ganzen Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden.“ Seitens der Bauprodukthersteller stehen Ökobilanzdaten in Form von Umweltproduktdeklarationen beispielsweise in der Ökobaudat mit hoher Datenqualität zur Verfügung. Eine ausschließliche Betrachtung von Einzelkomponenten teils verbunden mit der Skepsis gegenüber dem Nutzen gewisser Baustoffe sei laut Holm jedoch nicht zielführend. Die Bedeutung der Energie für die Herstellung von Bauprodukten gegenüber dem Bedarf an Raumwärme steige zwar an. Letztendlich sei aber der Gebäudebetrieb auch mit Blick auf die Dauer der Nutzung entscheidend.
Material – das neue Gold
Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Prof. Amandus Samsøe Sattler sah in seinem Vortrag nachhaltiges Bauen als Chance. Material sei das „neue Gold“ weshalb auch eine zirkuläre Produktivität an Bedeutung gewinnen würde. Anhand verschiedener Beispiele stellte er teils visionäre Projekte aus seinem Tätigkeitsumfeld vor. Mit vorausschauender Planung können beispielsweise Bauteile von alten Gebäuden lange vor einem geplanten Abriss katalogisiert und der Weiterverwertung zugeführt werden.
QNG – lähmende Zertifizierung
Eine klare Botschaft zur NH-Klasse und dem Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude (QNG) kam vom technischen Bauberater des Ziegelwerk Bellenberg, Thomas Maucher hinsichtlich der geforderten allgemeinen und besonderen Anforderungen an die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden: „Die Ziegelbauweise erfüllt sämtliche Nachhaltigkeitskriterien bereits seit vielen Jahren problemlos. Aktuell scheitert die aufwendige Zertifizierung der Gebäude an nicht verfügbaren Auditoren.“ Die derzeitige Situation sei vor allem auf einen viel zu kurzen Vorlauf für die Umsetzung zurückzuführen.
Wie man nicht vor dem Richter landet
Zum Abschluss des Mauerwerkstags vermittelte Prof. Jürgen Ulrich, Vorsitzender Richter am Landgericht Dortmund im Ruhestand und Mitglied des Landesjustizprüfungsamtes im Justizministerium NRW, juristisches Basiswissen für Bauunternehmer und kommentierte auf unterhaltsame Art aktuelle Urteile teils mit dem Hinweis, wie gerichtliche Verfahren vermieden werden könnten.
Eine Zusammenfassung der Mauerwerkstage ist in Kürze unter www.mauerwerks-akademie.de zu finden.
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